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Currywurst und Kaviar-Hochadel trifft auf Wurstfabrikant

Verantwortlicher Autor: K.-W. Fleißig Sachsenbrunn, 13.04.2019, 20:12 Uhr
Presse-Ressort von: Karl-Wolfgang Fleißig Bericht 9950x gelesen
Die Sachsenbrunner Laiendarsteller
Die Sachsenbrunner Laiendarsteller  Bild: K.-W. Fleißig

Sachsenbrunn [ENA] Es ist angerichtet: Ein besonderes Speisen-Angebot gibt es in den letzten Wochen im Gasthaus “Zum Werratal“ in Sachsenbrunn. Mit „Currywurst und Kaviar“ kommen die Gäste auf ihre Kosten – aber nicht kulinarisch, sondern kulturell mit dem neuesten Stück des Sachsenbrunner Theatervereins.

In der 21. Saison kommt diese gleichnamige Boulevardkomödie von Currywurst und Kaviar in drei Akten von Beate Irmisch auf die Bühne, die Regisseur Wolfgang Siebinger aus 18 Vorlagen ausgewählt hat. Übrigens, ganz so hochdeutsch, wie es im Programm steht, geht es dann doch nicht zu. Der Dialekt ist unverkennbar. Bevor sich jedoch der Vorhang hebt, werden die Theaterbesucher nach dem zweiten Theatergong von Sven Stubenrauch begrüßt und anschließend traditionell mit einem Lied auf den Abend eingestimmt. Dabei geht diesmal ein Jäger auf die Pirsch. Stimmlich vorgetragen wird das Lied von Nina Reimann sowie Maximilian Lödel, die an der Zither durch Herbert Nickel begleitet werden. Für Maximilian Lödel war der Auftritt eine Premiere.

Mit dem dritten Gong, dem Zeichen des Beginns, gibt der Bühnenvorhang dann schließlich das Bühnenbild frei, das die Theaterbesucher in den Salon des Schlosses derer von Schippenstiel entführt. In der Mitte stehen eine Couch mit Stühlen – aus dem Eisfelder Museum ausgeliehen – und ein großer Esstisch, in den Ecken sind weitere Möbel zu sehen – alle von Mitgliedern des Theatervereins zur Verfügung gestellt. Ein schmucker Vorhang umrahmt das Fenster und zwei große Bilder hängen an der Wand. An der Decke hängt ein Leuchter und die Wände des Salons wurden von Viola und Detlef Fritz dem Anlass entsprechend tapeziert. „Projektiert“ wurde das Bühnenbild von Wolfgang Siebinger.

In dieser Boulevardkomödie treffen zwei verschiedene Welten – Hochadel und ein neureicher Wurstfabrikant – aufeinander. Im einst so prunkvollen Schloss derer von Schippenstiels gehen so langsam aber sicher die Lichter aus. Nicht einmal das nötige Geld für das Heizöl ist in der Kasse. An der ganzen Misere ist der alte Graf Leopold von Schippenstiel (Detlef Fritz), kurz Poldi gerufen, nicht ganz unschuldig. Durch hohe Wettschulden hat er den Karren ganz schön in den Dreck gefahren und ein Kostverächter in Punkto Frauen war er noch nie. Seit 20 Jahren zahlt er nun schon Alimente für ein Kind.

Aber auch dafür fehlt ihm mittlerweile das Geld, so dass sein Freund und Berater, der Pfarrer Max (Patrick Bräutigam), in den letzten fünf Jahren die Finanzen vorstrecken musste. Das verleitet Graf Poldi schließlich zu der Überlegung, ob nicht die Kirchgemeinde bei mehr als drei unehelichen Kindern die Alimente übernehmen könnte. Das Schloss steht also kurz vor dem Verkauf, wenn nicht bald etwas geschieht. Die rettende Idee hat Gräfin Eleonore von Schippenstiel (Martina Krzikalla), genannt Elli, aus der Morgenzeitung. Man könnte sich doch einen reichen und zahlungswilligen Geldgeber aus dem Volk adoptieren, nach dem Motto: „Biete Adelstitel gegen Geld“.

Und so kommt ihr natürlich der aufstrebende, reiche Imbissbudenbesitzer und Wurstkönig Moritz Knackfrisch (Torsten Kirchner/Rene Höhlein) gerade recht. Dieser will sich liebend gerne gegen ein deftiges Honorar zur Adoption zur Verfügung stellen. Gräfin Elli zieht dies allein durch, schließlich sind „Graf Poldi und ich immer einer Meinung, nämlich meiner“, so die Gräfin. Leider ist dieser Wurstkönig jedoch samt seiner Bagage so gar nicht der Sohn, den man sich eigentlich wünscht. Zusammen mit seiner Frau Uschi Knackfrisch (Katrin Thüring), die endlich Gräfin werden will, Tochter Kati Knackfrisch (Luise-Sophie Florschütz/Antonia Zimmermann) und der schwerhörigen Mutter Serafine Knackfrisch (Viola Fritz), die so einiges durcheinander bringt ..

verbringen sie so ein Probewochenende auf dem Schloss derer von Schippenstiels. Aber auch Pfarrer Max und seine Haushälterin Jolante (Constanze Neundorf) kommen aufgrund einer Havarie im Pfarrhaus im Schloss unter. Jolante, die den Pfarrer verehrt, wollte einen Hasenbraten zubereiten. Das geht jedoch total schief. Der Hasenbraten ist gerettet, das Pfarrhaus jedoch unbewohnbar. Graf Poldi freut sich, kann er doch mal richtig essen. Sonst gibt es immer nur Zammet und Brüh, Abstinenz, weil eben das Geld fehlt. Butler Johann (Sven Stubenrauch), die gute Seele des Schlosses, dem die Rolle auf den Leib geschrieben ist und so steif – wie mit einer Bohnenstange daher kommt, ist die Ruhe in Person.

Ihn kann letztendlich nichts erschüttern. Auch er bekommt noch Besuch, sein Neffe Matthias (Niclas Langbein) übernachtet mit bei ihm, um in der nahen Sparkasse auszuhelfen. Wer ist schließlich Wer? Diese Frage bietet allerlei Verwechslungen und für das Publikum Grund zum Schmunzeln. Dabei spielt auch ein Bild eine Rolle. Ein Brief, der das Alimentenkind M. ankündigt, bringt die Gesellschaft im Schloss außerdem gehörig durcheinander. Und so prallen bei derer zu Schippenstiel zwei Welten aufeinander und lassen die dicken Mauern ordentlich beben. Ob das gut geht? Der Theaterbesucher konnte es schließlich erfahren.

Die Akteure

Für Serafine Knackfrisch, der Mutter des Wurstkönigs, jedenfalls ist klar, dass aus dem Schloss eine Imbissbude mit Currywurst und Kaviar im Angebot werden soll. Drei junge Leute sind in das diesjährige Stück erstmals in das Darstellerensemble integriert. Luise Florschütz, Antonia Zimmermann und Niclas Langbein haben aber bereits Erfahrungen mit der Schauspielerei. Sie alle kommen aus dem Kinder- und Jugendtheater und verstärken nun die Erwachsenen. Ein Vorteil des Sachsenbrunner Theatervereins gegenüber vielen anderen Vereinen, die unter Nachwuchsmangel leiden. Luise-Sophie Florschütz und Antonia Zimmermann füllen die Rolle der Kati Knackfrisch im Wechsel gemeinsam aus.

Sie alle haben zweifelsohne ihren Einstieg im Erwachsenentheater bravourös gemeistert. „Die Nachwuchsarbeit des Theatervereins ist wichtig“, betont Vereinsvorsitzender Detlef Fritz. Auch die Rolle des Wurstkönigs Moritz Knackfrisch wird mit Torsten Kirchner und Rene Höhlein auf zwei Schultern verteilt. Einen Wechsel gibt es in dieser Spielsaison auch in der Maske. Susann Straube, die 20 Jahre lang das Ensemble begleitet hat, gibt den Staffelstab an Christina Schelhorn weiter. Natürlich steht sie mit Rat und Tat zur Verfügung und ist auch gegenwärtig noch in der Garderobe mit anzutreffen.

Probenarbeit

Ohne das Team vom Gasthaus „Zum Werratal“ wäre ein solches Theaterunterfangen nicht möglich, so dass der Dank von Detlef Fritz auch in diese Richtung geht. Viel Zeit haben vor allem die Darstellerinnen und Darsteller und Regisseur Wolfgang Siebinger auch diesmal wieder investiert. Die Proben liefen seit November des vergangenen Jahres zweimal wöchentlich. Dazu kommt ein ganzer Probensonntag. In der Premierenwoche schließlich gab es eine Hauptprobe und eine Generalprobe – beide mit Kostümen und Maske. In der Hauptprobe erfolgte deren „Abnahme“ durch den Regisseur. In der Generalprobe konnten sich bereits Zuschauer vom diesjährigen Theaterstück überzeugen.

Hier zeichnete sich bereits ab, dass mit der Auswahl des Stückes Siebinger wiederum ein glückliches Händchen bewiesen hat. Egal, ob Hauptprobe oder Generalprobe, aufmerksam verfolgte er das Geschehen auf der Bühne und machte sich hier und da einige Notizen. Es waren aber wenige, die da auf dem weißen Blatt Papier standen. Die wurden dann nochmals mit den Darstellerinnen und Darstellern besprochen, dass auch zur Premiere alles klappen sollte. Der Heldritter Wolfgang Siebinger ist dem Theaterverein zur Freude aller als Regisseur erhalten geblieben. Im vergangenen Jahr noch hatte er überlegt, nicht mehr zur Verfügung zu stehen und dies auch verkündet.

Aber gute Überzeugungsarbeit und Zureden auch seiner Familie haben ihn beim Weitermachen bestärkt. So wurde ihm am Schluss der Vorstellung besonders gedankt. Die Premiere hat es gezeigt, das Stück in der 21. Spielzeit ist bei den Theaterbesuchern wieder gut angekommen. Es gab viel zum Lachen und Schmunzeln, Szenenapplaus und kräftigen Schlussapplaus. Das alles ist bester Lohn für die Darsteller im Dreiakter „Currywurst und Kaviar“. Eine Blume gab es für jeden, der auf und „hinter“ der Bühne agiert hat. Sachsenbrunns Ortsteilbürgermeister Mike Hartung, Landrat Thomas Müller und Eisfelds stellvertretender Bürgermeister Gerd Braun waren voller Lob für die Premiere.

Thomas Müller und Gerd Braun überreichten dem Theaterverein Sachsenbrunn e.V. schließlich noch eine Anerkennung. Auch Regisseur Wolfgang Siebinger ist mit seinem Team vollauf zu frieden. Es war ihm nach der Vorstellung anzumerken, dass er sich seinen Emotionen stellte. „Es war eine sehr gelungene Aufführung, jeder ist in seiner Rolle über sich hinausgewachsen. Ich bin kein Freund von Klamauk, alles wurde sachlich vorgetragen. Das wurde von den Besuchern auch honoriert. Es gibt keine Stars – es ist wie in einer Theaterfamilie und deswegen macht es mir auch Spaß“. Auch für den Vereinsvorsitzenden Detlef Fritz und auf der Bühne der Graf Poldi war es wichtig, dass „etwas vom Publikum rüber kam“.

In einer anschließenden Premierenfeier dankte Siebinger nochmals allen, die auf und hinter der Bühne zur Erfolg der Premiere beigetragen haben.

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