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"Der Froschkönig" besuchte Heßberg

Verantwortlicher Autor: K.-W. Fleißig Heßberg, 03.12.2018, 20:51 Uhr
Presse-Ressort von: Karl-Wolfgang Fleißig Bericht 6330x gelesen
Gleich mehrere Frösche spielten im Märchen mit
Gleich mehrere Frösche spielten im Märchen mit  Bild: K.-W. Fleißig

Heßberg [ENA] „Der Froschkönig“ machte Ende November in Heßberg Station. Für die Mitglieder der „Laienspielgruppe Wiesenwichtel e.V.“ ist es die 26. Spielzeit, die hier in Heßberg läuft. In diesem Jahr ist das Märchentheater in die 850-Jahr-Feierlichkeiten des Ortes eingebettet.

Wer kennt es nicht, das Märchen der Gebrüder Grimm. Da fällt einer Prinzessin beim Spielen die goldene Kugel in den Brunnen und ein Frosch bietet sich an, ihr zu helfen. Sie muss jedoch versprechen, Tisch und Bett mit ihm zu teilen. Das ist jedoch nicht ihr Ding, sie läuft davon, muss jedoch schließlich ihr Versprechen widerwillig einhalten. Sie wirft den Retter der goldenen Kugel an die Wand und flugs verwandelt sich der hässliche Frosch in einen schönen Prinzen. Dieses bekannte Grimm’sche Märchen vom Froschkönig, der ein verwunschener Prinz ist, wurde von Lothar Neumann bearbeitet und in eine Bühnenfassung gebracht. Was das Team auf und hinter der Bühne aus dieser Vorlage gemacht hat, kann sich sehen lassen.

Die Fenster im Saal sind abgedunkelt. Es gibt keinen Bühnenvorhand, so dass dem kleinen und großen Besucher sofort die in den Saal hinein gebaute Bühne auffällt. Es ist schon toll, was die Bühnenbildner auf die Beine gestellt haben. Da gibt es natürlich einen großen Brunnen, der tatsächlich Wasser spendet. Etwas weiter hinten auf der Bühne steht der Thron des Königs. Es gibt viel Grün und auch Bäume zieren die Kulisse. An einem ist sogar ein Nistkasten angebracht. Ein Fuchs hat sich hinter einem Baum versteckt und auf einer Videowand kann sich der Betrachter über den Aufbau der Bühne und die Probenarbeiten informieren.

Die Bühne soll plastisch sein, meint Marco Richter, aus dessen Feder die Entwürfe stammen. Es ist die „Liebe zum Detail“, die zum Ausdruck kommen soll und „da muss auch Wasser fließen“, so wie es sich für einen richtigen Brunnen gehört. Für das leibliche Wohl mit Bratwürsten vom Grill, weiteren kleinen Snacks und Getränken war vor der Veranstaltung und in der Pause bestens gesorgt. Mit dem Ertönen des dritten Gongs war es endlich soweit und die Spannung, vor allem der Kinder, stieg. Ein schwacher Scheinwerferstrahl schweifte über die Bühne und als erste erschienen im nunmehr hellen Licht der Klapperstorch Heiner (Elisabeth Merkel) und Maus Schorschi (Kerstin Rottenbach).

Schon hier wurde der Bezug zum Publikum gesucht. „Ich kenne euch doch alle, ich bin nämlich der Klapperstorch und habe euch alle gebracht.“ Da die Kinder aber den Froschkönig erleben wollen, fassen Klapperstorch und Maus Schorschi sich an den Händen, drehen sich im Kreis und die Kinder zählen bis „Sieben“ – und flugs sind sie im Märchenwald gelandet. Hier erscheinen die Luise Baronin von Knigge (Annett Röhler) und König Balduin (Alexander Fenzlein) nebst Hofnarr Nepomuk (Thomas Demm). König Balduin geht es meistens nur ums Essen. Das veranlasst den Hofnarr wieder, einen seiner Reime los zu werden: „Folgt unserm Herrscher schnell zu Tisch, denn es gibt Fisch“.

Die Baronin ist allerdings von ihrer Figur überzeugt. „Ein Häppchen hier, ein Häppchen da, deshalb habe ich auch eine so gute Figur“. Das überzeugt den König Balduin aber nicht, denn er weiß, dass dies der Text vom letzten Jahr war. Ach ja, da gab es noch Mückendrops. Damit wurden auch die Kinder im Publikum bedacht, die mitten im Stück an die Bühne sausten, um sich diesen Schmankerl nicht entgehen zu lassen.

Im Bühnenstück gibt es gleich mehrere Frösche. Da ist Nelli Nebel (Steffi Christ) mit ihren Wetternachhersagen, Fräulein Klimperkasten (Kristin Kunze), der Knallfrosch (Katharina Fenzlein), der Lachfrosch (Karina Liersch), der Fliegenfrosch (Sandra Katzy) oder auch der Hüpfer (Eike Niedzwetzki). Die Fledermaus Felicitas (Isa Bock) möchte gern einmal das Tageslicht erblicken. Prinzessin Leontine (Aileen Kunze) hat nach vielerlei Erlebnissen Durst. Hofnarr Nepomuk tut ihr allerdings nicht den Gefallen, Wasser aus dem Brunnen zu holen. So muss es die Prinzessin allein bewerkstelligen und dabei fällt ihr die Kugel in den Brunnen.

Da hat Nepomuk natürlich gleich wieder einen seiner Reime parat: „Wem nützt das Gold, wem nützt das Geld, wenn’s in den Brunnen fällt“. Immer wieder sind Heiner Storch und Maus Schorschi zu sehen. Schorschi erhält vom „Chef“, dem Storch, den Auftrag, die Babys rechtzeitig auszuliefern. Wie es weitergeht, die Bühnenfassung des Märchens? Das muss man selbst gesehen haben. Prinz Magnus (Pierre Thomae) jedenfalls entschlüpft der Froschhaut und kann mit allen ein Fest feiern. Die Verwandlung ist gekonnt über die Videowand eingespielt. Eine Raffinesse.

Aussagen zum Stück

Und was sagen Regie und Schauspieler nach der Premiere? Marco Richter, seines Zeichens einer der Regisseure, zeigt sich erfreut. „Die Generalprobe war schon gut. Die Premiere hat mich geflasht. Die Premiere heute Nachmittag war die Pflicht, zur Abendvorstellung kommt die Kür. Wir haben uns wieder einer neuen Herausforderung gestellt.“ Auch seine Frau Andrea Richter, ebenfalls Regisseurin, ist begeistert. „Das war überhaupt die beste Premiere in den vergangenen Jahrzehnten. Das Publikum war cool, wurde mitgerissen und hat auch mitgemacht. Es gab auch keine Textunebenheiten.“ Eike Niedzwetzki, der Hüpfer-Frosch, weiß, dass die Anspannung vor dem ersten Auftritt groß ist.

„Nach dem ersten Satz geht alles von allein“. Auch er meint, dass zur Premiere „alles sehr gut geklappt hat“. „Wir müssen uns anstrengen, wenn es heute Abend besser werden soll.“ Die Pointen seien abends auf das Erwachsenenpublikum abgestimmt, ist von den dreien zu erfahren. Da ist natürlich Konzentration gefragt, um nicht Kinder- und Erwachsenenveranstaltung durcheinander zu bringen. „Es ist eine geile Truppe“, so Niedzwetzki, der seit dem Jahr 2016 dabei ist. In der letzten Veranstaltung würden dann die Schauspieler schließlich ihren Gefühlen freien Lauf lassen, ist zu erfahren. Im Nachgang der fünf Veranstaltungen wird es für alle Beteiligten eine gemeinsame Runde geben, in der sich dann jeder selbst auf einem Video sehen kann.

Das Gemeindezentrum hat sich nach der Premiere langsam geleert. Zeit, die Stuhlreihen zu ordnen und auch einmal den Saal zu kehren. Zur Abendveranstaltung soll ja schließlich alles wieder ordentlich aussehen. Die Kinder mit ihren Eltern und Geschwistern oder auch Großeltern werden sich sicherlich nicht nur auf dem Heimweg viel über das Grimm’sche Märchen zu unterhalten haben. Es war beeindruckend, was alle Beteiligten geschaffen haben, ihnen gebührt der Dank der Vorsitzenden der „Laienspielgruppe Wiesenwichtel e.V.“.

Egal, ob es beispielsweise die Schauspieler sind oder der Kartenservice, die Bratwurstbrater, die Leute hinter der Theke, die Kulissenbauer und die Maske sowie die Verantwortlichen für die Kostüme, die Partner und Zuschauer – ihnen gebührt Anerkennung und Dank. Hilfreich standen auch Heßberger Vereine den Wiesenwichteln zur Seite, denn „es ist ein Geben und Nehmen“, so Marco Richter. Auch Vertreter des Veilsdorfer Theatervereins „Laberkäuer e.V.“ waren mit ihrer Technik da, um alles ins richtige Licht zu setzen.

Die Vereinsmitglieder haben Spaß am Theater spielen

Die 21 Vereinsmitglieder im Alter von 23 bis 60 Jahren kommen neben Heßberg auch aus umliegenden Orten. Auch wenn die Kinder nicht mehr im Kindegarten sind, blieben Eltern durchaus bei der Theaterarbeit dabei oder helfen bei der Organisation. Ihr Ziel ist es, „kleine und große Leute zu unterhalten“. Sie wollen ihren Zuschauern Freude bereiten und haben selbst Spaß an der Arbeit. Das ist ihnen zu dieser Premiere gelungen. Szenenapplaus und Schlussapplaus war der beste Premierenlohn.

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